Im Sommer 2002 lebte der Berliner Künstler Bernd Schwarting für vier Wochen als Gast des Handwerksmuseums in Ovelgönne in der Wesermarsch. Er bezog mit seinen Arbeiten den Ausstellungsraum des Museums und richtete sich hier ein Atelier ein.
Ermöglicht wurde dieser Atelieraufenthalt durch großzügige Unterstützung der Kulturstiftung der Öffentlichen Versicherungen Oldenburg.
Der Künstler erhielt die Möglichkeit, sich von der ländlichen Atmosphäre unter weitem Himmel inspirieren zu lassen.
Besucher und Gäste dagegen konnten unmittelbar an der künstlerischen Arbeit und am Werkprozeß teilhaben.

 

Das Projekt BildWerk:

 

Grundidee des Projektes BildWerk ist, das Grenzfeld von Handwerk und Kunst in den Blick zu rücken. Das Handwerk des Künstlers Bernd Schwarting konnte im offenen Atelier erfahren und erlebt werden. Einblicke in den künstlerischen Werkprozeß sind nur über eine intensivere Begleitung und Offenheit für eine unvoreingenommene Erfahrung des Vorgehens von Bernd Schwarting möglich. Hieraus entstand die Idee, einen weiteren Künstler, Wilhelm Wiki, gleichsam als ‚professionellen Voyeur‘ hinzuziehen, der sich dem Schaffen Schwartings über das Auge der Kamera und im Medium des Videos annähert.

 

Der Film ‚BildWerk ­ Bernd Schwarting im Handwerksmuseum Ovelgönne‘

 

Der Film vermittelt die Ovelgönner Zeit Bernd Schwartings als Transfer in

materieller wie virtueller Hinsicht. Er dokumentiert den Einzug des Künstlers, der ein halbes Jahr und länger an einem Werk arbeitet, mit seinen großformatigen Bildern im Museum. Er zeigt in langen, ruhigen und konzentrierten Passagen Schwartings Arbeitsweise. Er verfolgt den Umgang mit der Farbe, die in den Händen Bernd Schwartings bildschaffend wird.
Ein roter Faden des Films verfolgt die Bildwerdung ausgehend von den Werkzeugen des Künstlers, seiner Arbeitsweise, über Ausschnitte zum Arbeitsprozeß bis hin zu Kommentaren des Künstlers zu einigen Werken und ihrer Entstehung. Besonders anschaulich vermittelt er Aspekte Schwartingscher Bildschichtung am Beispiel der Entstehung einer Arbeit kleineren Formats. Hier gelingt es der Kamera, zwei Momente direkten Übergangs von inspirativen Impuls zur Bildwerdung zu erhaschen. Unaufdringlichkeit und Beweglichkeit der Videokamera erweisen sich in den Händen Wikis als ein Medium, das sowohl der Arbeitsweise von Bernd Schwarting, als auch der Darstellbarkeit von Arbeitsprozessen durchaus angemessen ist. Fast in ‚Dogma‘-Manier nutzt Wiki die Möglichkeit, mit der bewegten, der mitgehenden Kamera, die Dynamik zwischen Künstler und Bild, das Dazwischen des Formprozesses aufzufangen. Authentizität ist das Ergebnis dieser Vorgehensweise.

 

Das Künstlerische am Handwerk: Ein Transfer

 

Ein Spaziergang am See ­ Schlüsselszene für das Künstlerische als Grundlage jeder handwerklichen Gestaltung. Bernd Schwarting zeigt uns, was er sieht - und wie er sieht. Es wird deutlich, daß und wie er die Vegetation in Gestalt eines Austauschprozesses wahrnimmt und durch eine Welt vergleichbarer Formen wandelt. Alles saugt und frißt: da kann die Knospe einer Seerose als Fischmaul erscheinen - Metamorphosen.
Der Filmemacher vollzieht so einen Transfer von außen nach innen. Wilhelm Wiki läßt Schwarting uns in eine metaphorische Welt entführen. Mehr noch: er führt uns mit Schwarting in diese Welt, seinen Kosmos sozusagen, ein ­ aus dem wir verwandelt hervorgehen und auch die Werke mit anderen Augen sehen. Sparsam, einfühlsam und zugleich mehrschichtig kommentiert Wilhelm Wiki seine Bilder, läßt den Künstler ebenso sprechen wie er aus der Perspektive des Voyeurs dessen Handeln aus der Tiefe heraus zum Sprechen bringt.

Mit diesem psychologischen Aspekt berührt er schließlich eine fundamentale Schichtung künstlerischen Schaffens, den Impuls, aus dem Inneren heraus formend und weltschaffend zu wirken.

 

Gabriele Speckels

Deichkultour-Podcast:

Die Geschichtenretter von Ovelgönne

Das Museum im TV:

Radio Weser. TV Nordenham

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