Alltag und Gestaltung
Viele Objekte des Museums verweisen auf das Handwerkliche im Wortsinne, als das, was mit den Händen gemacht
wurde: Techniken und Umgangsweisen, die im 19. und 20. Jahrhundert verändert und mechanisiert wurden. Diese Entwicklungen prägten auch das Interesse am Handwerk.
Die Zeugnisse des Wandels sollten bewahrt werden.
Das, was nicht mehr selbstverständlich war, was alt war, wurde aufgewertet. Städter beschrieben das ländliche und bäuerliche Handwerk.
Historische Zeugnisse zur Geschichte des Handwerks werden heute unter dem Vorzeichen des Künstlerischen wahrgenommen. Gestaltung ist aber auch der Begriff, über den Handwerk für uns Heutige im Alltag greifbar wird. Sie formuliert die Ansprüche an den modernen Handwerksbetrieb, gewinnt als wichtiger Faktor in der Freizeitkultur wie im Weiterbildungsbereich an Bedeutung.
Im Gegensatz zur landschaftsgebundenen Darbietung von Exponaten aus dem Bereich der Volkskunst, liegt der
Schwerpunkt der Konzeption auf den formalen und sozialen Austausch- und Vermittlungsprozessen, die Gestaltung jeweils ermöglichten und bedingten.
In jüngster Zeit operieren wir mit dem Begriff design, um die Konklusion der historisch getrennten Bereiche Kunst und Handwerk, Handwerk und Gestaltung anzudeuten. In der Tat wird im Alltag derzeit
mit allem, was der Begriff subsum-miert, diese Brücke geschlagen.
Aber die Geschichte des Gestaltens ist nicht einfach mit derjenigen des industrial designs kongruent. Vielmehr stellt letztere eine jüngere Variante dieser Geschichte im Kontext der
Industriegesellschaft dar. Auch hier gibt es bereits wieder eine Gegenbewegung, die sich Absetzung von ‚fertigen Weltstücken‘ dem Bereich handwerklicher Gestaltung zuwendet.
Darum:
Ohne Berücksichtigung kultureller Bewertungen ist eine angemessene Darstellung zur Geschichte des Handwerklichen nicht möglich.
Notwendig ist eine offene Fragestellung: Wer hat wann was wie warum gemacht? Die Objekte werden in ihre Entstehungs- und Nutzungskontexte der materiellen und geistigen Kultur versetzt, um diese mit
ihnen transparent zu machen.